Psychotherapie oder Paartherapie selbst bezahlen

(Essingen 15.11.2011) In unserem Gesundheitsversorgungssystem sind wir so sehr gewohnt, dass Leistungen zur Wiederherstellung unserer Gesundheit von Krankenkassen übernommen werden, dass oftmals wenig Neigung besteht, hierfür in die eigene Tasche zu greifen. Insofern Gesundheit auch mit äußerlich sichtbarer Schönheit zu tun hat, besteht schon eher eine Bereitschaft, eigenes Geld z.B. für Schönheitsoperationen oder Zahnimplantationen auszugeben, da die eigene äußere Erscheinung als wesentlich für Erfolg angesehen wird.

Quelle: kstudio auf Freepik
Aus eigener Tasche

Eigene psychische Probleme werden dagegen gerne oft so lange in den Hintergrund verdrängt, bis es nicht mehr geht. Wer dann nach einer Kassen finanzierten Psychotherapie sucht, wird merken, dass dafür in der Regel lange Wartezeiten bestehen. Auch muss eine psychische Störung nach dem Leistungskatalog der Krankenversicherungen vorliegen. Selbstwert- oder Beziehungsprobleme, sei es im Arbeits- und Freizeitumfeld oder in Paarbeziehungen, zählen z.B. nicht dazu. Sie können aber das eigene Leben sehr beeinträchtigen und zu gravierenden psychischen Störungen führen. Wer es nicht so weit kommen lassen möchte, ist gut beraten, auch in psychischen Angelegenheiten, Vorsorge zu leisten. Wie für den Körper möglichst frühzeitige Maßnahmen oft entscheidend für eine Gesundung sind, trifft dies auch für die Seele zu. Je früher ein psychisches Leiden, das sich vielleicht zu Anfang nur in einer emotionalen Unausgeglichenheit äußert, behandelt wird, um so besser sind die Erfolgsaussichten. Vor diesem Hintergrund sind lange Wartezeiten für eine Behandlung recht ungünstig.

Für junge Menschen, die einen Beamtenstatus anstreben, kann eine kassenfinanzierte Psychotherapie möglicherweise für ihre Verbeamtung nicht ganz unproblematisch sein. Eine psychische Erkrankung könnte beim Amtsarzt als Risikofaktor gelten. Er kann für seine abschließende Beurteilung eine Schweigepflichtentbindung bei Ärzten, Therapeuten und Krankenkassen veranlassen, um das Einstellungsrisiko des Staates einzuschätzen. Seine Einschätzung kann einen Ausschluß vom öffentlichen Dienst bedeuten (Siehe hierzu auch diesen Link ). Statt auf eine Behandlung gerade in der ohnehin schon durch Prüfungsdruck zusätzlich erhöhten psychichen Belastung während der Vorbereitung auf den Staatsdienst ganz zu verzichten, kommt eine Psychotherapie in Eigenleistung in Frage.

Wer Wartezeiten vermeiden und/oder sich für eine Behandlung von psychischen Themen, die nicht erstattungsfähig ist, oder für eine Paartherapie entscheiden möchte, kommt an Eigenleistung nicht vorbei. Diese Tatsache ist nicht nur beklagenswert sondern beinhaltet einige gewichtige Vorteile für eine erfolgreiche Psychotherapie:

Für Menschen mit einer Selbstwertproblematik kann die Entscheidung, Ausgaben für sich selbst zu tätigen, ein wichtiger Schritt sein, um sich selbst Wertschätzung entgegenzubringen: „Ich bin es mir wert, für mich etwas auszugeben!“ Dies gilt auch für Paarprobleme: „Unsere Beziehung ist es uns wert, zu ihrem Gelingen in eine Paartherapie zu investieren!“

Als Selbstzahler ist man nicht mehr nur an von den Krankenkassen anerkannten Psychotherapeuten gebunden sondern kann auch eine Psychotherapie z.B durch Heilpraktiker für Psychotherapie wahrnehmen.

Die Krankenversicherungen erkennen nur einige wenige Behandlungsmethoden an, wie Verhaltenstherapie, Psychoanalyse und Tiefenpsychologie. Ein auf Privathonorar tätiger Therapeut kann auch andere sehr wirkungsvolle und vielfach von der Wissenschaft anerkannte Verfahren einsetzen. Damit kann ein selbst zahlender Klient in den Genuss einer flexiblen auf den individuellen Therapieverlauf bezogenen Behandlungsweise kommen, die für die jeweilige therapeutische Situation und seine Person die wirkungsvollste Intervention darstellt.

Das nicht geringe finanzielle Opfer, das Klienten für ihre eigen finanzierte Psychotherapie oder Paartherapie aufbringen, bedeutet, dass sie einen berechtigterweise hohen Anspruch an die Qualität und Wirkung der Therapie haben. Damit stehen insbesondere die Therapeuten unter einem erheblichen Erfolgsdruck, deren Behandlungstermine nicht über Monate (oder gar bis zu einem Jahr) ausgebucht sind und die nicht über Auftragspolster in Form der von Kassen bewilligten Stundenkontingente verfügen.

Schließlich ist seelisches Wohlbefinden und psychische Gesundheit ein so kostbares Gut, das bei dessen Gefährdung unbedingt einen materiellen Einsatz verdient. Unsere Psyche ist wesentlicher Teil unseres Daseins. Ihr Zustand entscheidet darüber, wie wir durch dieses Leben gehen. Ihr Zustand bestimmt die Qualität unserer Beziehungen und zu aller erst die Beziehung zu uns selbst. Gegen ihre Bedeutsamkeit verblasst die vermeintliche Wichtigkeit so mancher ohne großes Zögern gemachter Ausgaben.

Zusammenfassung:
Das eigene psychische Befinden und Beziehungsprobleme verdienen eine kompetente und qualifizierte Psychotherapie und/oder Paartherapie auch dann, wenn Kassenleistungen nicht in Anspruch genommen werden können und die Therapiekosten in Eigenleistung erbracht werden müssen. Im Vergleich zur Kassen finanzierten Therapie kann sich eine Eigenleistung in mehrfacher Hinsicht als sehr vorteilhaft darstellen. Außerdem ist der Zustand der eigenen Seele oder Paarbeziehung von so überragender Bedeutung, dass dahinter der Stellenwert so mancher ohne Zögern getätigten Ausgaben verblaßt.